Lene-Voigt-Gesellschaft e.V.

Informationen zu Leben und Werk der Autorin und zur Arbeit der Gesellschaft


8. Gaffeeganne 2005

Der Vortragswettbewerb fand zum ersten Mal außerhalb Leipzigs, in Markkleeberg, statt. Es stellten sich 15 Vortragende Jury und Publikum, darunter Gäste aus Colditz, Dresden und Stuttgart. Die unabhängige Jury vergab die 8. Gaffeeganne an Dr. Joachim Reisaus, Leipzig.

Weitere Preise:
Preis des Publikums (erstmalig vergeben): Regina Gorisch, Leipzig
Ehrengaffeeganne: Colditz-Sächsische Mundartgruppe. Die seit 1998 bestehende Gruppe engagiert sich sowohl für das Werk der Lene Voigt als auch anderer sächsischer Mundartautoren. Ihr vielfältiges Wirken wird optisch durch die einfallsreichen Kostüme unterstützt.

Während des diesjährigen Vortragswettbwerbs um de Gaffeeganne traten sie außer Konkurrenz neben den »Fiff’schen Gaffeesachsen« und den »Fichelanden Gaffeedanden« auf und überzeugten mit einem jüngst entdeckten und bis dahin noch nie öffentlich aufgeführten Lene-Voigt-Sketch »De Mubblitschen geechelt«. Die Ehrung stieß auf große Zustimmung.


Datum: Sonntag, 20. November 2005
Kategorien: Gaffeeganne
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Jubiläum

10 Jahre Lene-Voigt-Gesellschaft

Leipzig – Als am 25. Oktober 1995 in den Räumen der Connewitzer Verlagsbuchhandlung Peter Hinke zwölf engagierte Lene-Voigt-Freunde die Lene-Voigt-Gesellschaft als eingetragenen Verein gründeten, konnte niemand ahnen, daß er heute aus dem Kulturleben Sachsens nicht mehr wegzudenken ist. Mit Buchlesungen, Kabarettaufführungen und Publikationen, die sich immer um Leben und Werk der sächsischen Klassikerin Lene Voigt (1891–1962) drehten, wurde sie zum Markenzeichen. Unangefochtene Spitzenreiter sind die beiden jährlich stattfindenden Vortragsveranstaltungen. Kinder streiten mit Engagement ums »Brongnse, Silwerne und Goldne Gaggaudebbchen«, Erwachsene Amateure um de »Gaffeeganne«. Mit diesem, zum achten Mal veranstalteten, Wettbewerb werden die diesjährigen Lene-Voigt-Tage eröffnet – im Rudolf Hildebrand Gymnasium in Markkleeberg. Wie immer müssen ein mundartlicher und ein hochdeutscher Text von Lene Voigt vorgetragen werden, die bzw. der Gewinner erhalten die »Gaffeeganne der Lene-Voigt-Gesellschaft«.

Diesmal kann das Publikum mitreden, denn erstmals gibt es einen Publikumspreis. Und wer sich besonders um Lene Voigt verdient gemacht hat, darf die „Ehrengaffeganne“ in Besitz nehmen, nach alter Tradition wird der Empfänger erst während der Veranstaltung bekanntgegeben. Teilnehmer können sich bis zum 15. Oktober 2005 melden bei

Lene-Voigt-Gesellschaft e.V.
Coppistraße 53, 04157 Leipzig
oder per E-mail Lenevoigt@aol.com
Es werden nur schriftliche Anmeldungen berücksichtigt.

Die Lene-Voigt-Tage (Ablauf s.u.) finden an unterschiedlichen Orten statt, Gäste werden u.a. sein Gunter Böhnke (11.11.), die erstmals zu einem Deutschlandgastspiel auftretenden »Dells Erben« aus der Schweiz mit einem Balladen-Programm, das klassische Vorlagen und Lene Voigts Parodien vereint. Das wird Abschluß und Höhepunkt der Festveranstaltung sein, in der der prominente Schriftsteller und Journalist Dieter Zimmer, Wiesbaden, den Festvortrag halten wird (12.11.), am letzten Tag treffen sich Mitglieder und Lene-Voigt-Freunde sich im Kabarett SANFTWUT, um das neue Programm »Auf, auf zum fröhlichen Klagen« zu erleben.

Lene-Voigt-Tage

Die Lene Voigt Gesellschaft e. V. feiert ihren 10. Geburtstag mit diesen Veranstaltungen:

Donnerstag, 10.11.2005, 18 Uhr (Einlass)
Vortrags-Wettbewerb für Amateure um die 8. »Gaffeeganne«
Rudolf-Hildebrand-Gymnasium
Musik liefert das Einmann-Orchester Generation B (Stephan Langer) Markkleeberg, Mehringstraße 8
Eintritt: 8 Euro
Gemeinschaftsveranstaltung mit der Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig, Institut zur Bewahrung der sächsischen Mundart
Mit freundlicher Unterstützung der Firma J. J. Darboven

Freitag, 11.11.2005, 20 Uhr
Günther Böhnke: »Fast alle Menschen sind aus Sachsen«
FroschCafé, Thomasiusstraße
Eintritt 16 Euro

Sonnabend, 12.11.2005, 18.30 Uhr
Fest-Veranstaltung
Festredner: Dieter Zimmer, Journalist & Schriftsteller, Wiesbaden. Präsentation des »Gaffeegeschbänds« aus Meissner Porzellan, Lene-Voigt-Lieder, Frauenchor Leipzig-Süd, »Vom Erhabenen bis zum Lächerlichen – Klassische Balladen und Lene Voigts Parodien« vorgeführt von »Dells Erben« (Dr. Hamburger & Co.), Schweiz. Kunsthalle der Sparkasse Leipzig, Otto-Schill-Straße 4b
Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Leipzig
Eintritt frei, Spenden erbeten

Sonntag, den 13.11.2005, 20 Uhr
Auf, auf zum fröhlichen Klagen
Ein neues Programm des Kabaretts SANFTWUT
Kabarett-Theater SanftWut, Mädlerpassage
Eintritt: 15 Euro

(Journalisten werden – ausnahmsweise – um Voranmeldung per E-mail gebeten.)


Datum: Mittwoch, 5. Oktober 2005
Kategorien: Allgemeines
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Lene Voigt: Ich weeß nich, mir isses so gomisch

Lene Voigt: Werkausgabe, Band 2Alle säk’schen Balladen und Glassiger

Band 2 der Werkausgabe

Herausgegeben von Monica und Wolfgang U. Schütte und Gabriele Trillhaase im Auftrag der Lene-Voigt-Gesellschaft e.V.
Connewitzer Verlagsbuchhandlung Peter Hinke, 2004
348 Seiten, schön gebunden, Fadenheftung, mit Schutzumschlag
ISBN 3-928833-87-1, 19,95 €

Wir danken dem Institut zur Bewahrung der sächsischen Mundart der Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig für die freundliche Unterstützung bei der Publikation dieses Bandes.

Dieser Band versammelt erstmals alle säk’schen Balladen und Glassiger. Er enthält den wohl unbestritten populärsten Teil des Werkes der Dichterin, die hier bekannte klassische Texte frech und frei entstaubte und ins schwärzeste und heiterste Sächsisch übertrug. So sind »De Reiwr«, »Odello«, »Dr Handschuk« oder »De säksche Loreley« nicht nur in mitteldeutschen Landen ebenso bekannt wie ihre berühmten Vorlagen und gelten zu Recht als Perlen erfrischenden Humors.


Datum: Freitag, 31. Dezember 2004
Kategorien: Publikationen
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Gagaudebbchen 2004: Reine Jungensache

In der Zeit vor Nikolaus wird Sächsisch gesprochen im Kaffeekabinett des Leipziger Ratskellers. Das auch ein Lene-Voigt-Kabinett ist. Aus gutem Grund. Denn es ist die Lene-Voigt-Gesellschaft, die hier seit drei Jahren – gemeinsam mit der Lene-Voigt-Schule – einlädt zum Wettstreit um das »Gagaudebbchen«. Das ist quasi der Junior-Preis zur renommierten »Gaffeeganne«, um die sich erwachsene Vortragstalente scharen. Wenns um Kakao geht, darf man auch mal jung und naseweis sein.

Das passt sogar sehr gut zum Dichtwerk der Lene Voigt. Auch wenn Deutschlehrerin Sibylle Dobroschke jedesmal kämpfen muss mit ihren jungen Talenten, damit sie die Voigt-Texte nicht leiern, nicht nuscheln oder vortragen, als gäb es darauf Noten. Gibt es nämlich nicht. Alle kleinen Teilnehmer bekommen einen Preis. Und die besten drei auch noch eine Tasse. Oder besser: ein Debbchen. Mal in Bronze gerandet, mal silbern, mal golden. Und dafür muss man sich anstrengen. Und die Kleinsten haben einen echten Vorteil.

»Die sind noch nicht so steif, die gehen noch aus sich heraus«, weiß Sibylle Dobroschke, die zum diesjährigen Wettbewerb fünf ihrer Schützlinge anmelden konnte. Der 13-jährige Thomas Jahn holte sich denn auch mit »David und Goliath« souverän die silberne Tasse. Und Markus Seifert, ebenfalls 13, landete mit »Der Handschuh« auf Platz 3. Aber nicht alle Talente reifen in der Lene-Voigt-Schule, wo Sächsisch-Unterricht seit ein paar Jahren fest zum Programm gehört.

Der 11-jährige Maximilian Andrae besucht die fünfte Klasse des Evangelischen Schulzentrums und ist in Böhlitz-Ehrenberg zu Hause. »Das Kaffeegespenst« konnte er schon eine Weile auswendig, eine Wonne für Eltern und Großeltern, wenn er damit anfing. Der Großvater packte den Jungen endlich am Schlafittchen und sorgte dafür, dass er mit dem »Gespenst« auch mal das Publikum des Gagaudebbchens erheiterte. Und das gelang dem Jungen mit umwerfender Grandezza. »Die Kraniche des Ibykus hätte ich auch noch draufgehabt«, sagte nach seiner souveränen Vorstellung.

Nur die Mädchen, die eigentlich in allen Lebenslagen schnippisch sind wie Lene, sahen keine Chance. Sie bewiesen, dass sie auch mal schüchtern sein können, wenn es ernst wird. Nur eins darf man beim Vortrag der burschikosen Voigt-Texte eben nicht sein: schüchtern.

Ralf Julke

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von LIZzy.


Datum: Mittwoch, 15. Dezember 2004
Kategorien: Gaggaudebbchen
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Lene Voigt, die zweite: Ich weeß nich, mir isses so gomisch

Es gibt ja nicht viele Bilder von Lene Voigt. Auf manchen sieht die »sächsische Nachtigall« aus wie eine fleißige Verlagskontoristin. War sie ja auch eine Zeit lang: beim renommierten Insel Verlag Anton Kippenberg. Es gibt auch eins, da sieht sie wie eine schüchterne Volksschulabsolventin aus. Auch das war sie. Ist immer die Frage: Welches kommt aufs Cover für den nächsten Band ihrer Werkausgabe? Die erscheint ja bekanntlich in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung und flattert jetzt mit Band zwei auf die weihnachtlichen Ladentische: mit Lene als Kontoristin und dem schönen Titel »Ich weeß nich, mir isses so gomisch«.

Drin stecken Lenes klassische Werke: Die »Säk’schen Balladen«, Teil 1, aus dem Jahr 1925 und deren zweiten Teil aus dem Jahr 1929. Verschiedene Rezensenten behaupten, Goethe, Schiller und Co. hätten sich gegraust beim Anblick dieser Enkelkinder ihrer hohen Dichtkunst. Andere sind sich sicher, dass Lene für ihre begnadete Umgangsweise mit dem Stoff und die filigrane Abwandlung zu gänzlich sächsischen Moritaten die Bewunderung selbst von Dichtergott Johann Wolfgang bekommen hätte.

Fest steht: Lene Voigt ist keine Mundart-Dichterin. Sie will niemandem das Sächsische als heimatliche Märchenstunde andrehen. Sie nutzt die Leipziger Spielart des Obersächsischen zu gnadenlos geschliffener Ironie, nimmt Menschen, Moden und Macken aufs Korn. Auch dann, wenn sie klassische Balladenstoffe hernimmt und umstrickt. Tatsächlich umstrickt. Anders als platte Übersetzungen aus dem Hochdeutschen ins Idiom machen ihre Texte die überhobene Pose zunichte, holen den Text so gründlich vom Sockel, dass er verschwindet. Was dahinter erscheint ist sächsischer Mutterwitz.

Wir wollen ja nicht zu viel fordern. Aber an einem Buch über die Mutter der Lene Voigt arbeiten Monica Schütte, Gabriele Trillhaase und Wolfgang U. Schütte, die drei Herausgeber, noch lange nicht. Leider. So eine Werkausgabe kostet Zeit – und Nerven. Mit diesem Band präsentieren sie die »Nachtigall« in ihrer Bestform. Und natürlich mit den wichtigsten Texten, mit denen Sachsen und Gastsachsen ganze Säle zum Brüllen bringen können. Vorausgesetzt, sie beherrschen den feinen, gestochen genauen Zungenschlag der Dichterin. Denn auch das muss betont werden: Lene Voigt schreibt ein kluges, bissiges und passgenaues Leipziger Sächsisch. Sie määrt nicht, nörscheelt nicht. Ihre Pointen sitzen.

Das hat schon mancher Teilnehmer des Wettbewerbs um die Gaffeeganne zu spüren bekommen: Wenn der Text nicht sitzt, kommt auch die Pointe nicht rüber. Da muss einer schon im Stoff stehen und Lenes Lust begreifen, mit den Worten ihrer Muttersprache deftig, ehrlich und frivol an der richtigen Stelle zuzulangen. Da verwandeln sich Balladen in Satiren und abendfüllende Dramen in blitzende Kammerspiele. Auch die sind drin: Beide Sammlungen der »Säk’schen Glassiger«, Band 1 im Jahr 1925 erschienen, Band 2 zwei Jahre später.

Den ersten Band hat Lene Voigt übrigens Hans Natonek gewidmet, seit 1923 Redakteur der »Neuen Leipziger Zeitung«. Aus Dankbarkeit natürlich, denn Natonek sorgte dafür, dass immer wieder mal ein Text von Lene Voigt ins Blatt rutschte. Interessant ist aber auch, dass Natonek in dieser Zeit bei der NLZ ein Kollege von Erich Kästner war, der ja auch so manches Gedicht unterzubringen hatte. Lene und Erich – das wäre nun wieder ein eigenes Kapitel, das in diesem Buch leider keinen Platz fand.

Dafür können sich Freunde der Lene Voigt noch auf drei weitere Sammelbände mit ihren Texten freuen. Der nächste ist für die Buchmesse im Frühjahr geplant. Erst im Oktober 2006 kommt dann die große Biographie der Lene Voigt, an der Monica und Wolfgang U. Schütte schreiben. Bis dahin muss man es aushalten mit »De Bärchschaft« und »Dr Daucher«, mit »De Weiwr von Weinsbärch« und »’s Gaffeegeschbänst«. Alles in diesem Buch, das sich wieder edel ausnimmt im dunklen Blau wie Band 1.

Ralf Julke

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von LIZzy – die Leipziger Internet-Zeitung.


Datum: Mittwoch, 15. Dezember 2004
Kategorien: Allgemeines, Publikationen
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