Lene-Voigt-Gesellschaft e.V.

Informationen zu Leben und Werk der Autorin und zur Arbeit der Gesellschaft


Lebensweg

1891

Leipzig

2. Mai: Geburt von Helene Alma Wagner in Leipzig, Sidonienstraße Nr.14 (heute Paul-Gruner-Straße) bei Großmutter  Alma Jansen. Vater Karl Bruno Wagner, Schriftsetzer; Mutter Alma Maria Wagner geb. Pleißner Hausfrau.

1891

Wohnung: Ludwigstraße 46, 3. Etage

1893–1898

Wohnung: Ludwigstraße 40

1897–1903

Besuch der Volksschule

1898–1905

Wohnung: Grenzstraße 27 (jetzt Ludwig – Erhard -Str.)

1903 bis ca. 1905

Kindermädchen

1905

Verlagskontoristin u. a. im B.G. Teubner Verlag

27.03.1905

Wohnung: Charlottenstr.10 in Reudnitz

1906

Erste Veröffentlichung in »Der Leipziger«

28.06.1907

Wohnung: Rathausring 13 bei Leideritz (Robert Leideritz, Hofopernsänger a. D., Konzertsänger und Gesanglehrer)

1912

Verlagskontoristin beim Barsortiment Köhler, Leipzig

Titel »Leipziger Hausfrau«1913

Mitarbeit in der Zeitung »Leipziger Hausfrau«

1914

Mitautorin der Anthologie »Dichtung und Prosa von Leipziger Frauen«

19. September: Heirat mit Friedrich Otto Voigt

Leipziger Schriftstellerinnen-Verein
Der letzte öffentliche Vortragsabend versammelte im Pfauensaal des Zoologischen Gartens eine außerordentlich zahlreiche Zuhörerschaft. Nach der Begrüßung durch die erste Vorsitzende Elisabeth Thielemann* leitete Lotte Gebhardt, am Klavier von Herrn Gebhardt begleitet, die Darbietungen mit dem vorzüglich gesungenen »Lied der Micaela« aus Carmen stimmungsvoll ein. Cläre Joseph-Reibers* sinnige Gedichte: »Heilige Messe«, »Mutteraugen«, »Genesen« und »O scheltet nicht!« bewiesen die große Begabung der Dichterin aufs beste. Daran schloß sich eine von Maria Frühauf* verlesene, fließend geschriebene Kindergeschichte: »Ein Knabenstreich« von Clara Bucher (Dreden) an. Lotte Schaedrich gab diesmal eine Probe ihres rezitatorischen Talentes. Mit großem Verständnis brachte sie die Gedichte »Abendgedanken«, »Das Glück«*, »Beschluß«*, »Fram«* und »Quo vadis?«* von Amalie Senninger* (Reichenhall) mit ihrer Tiefe der Gedanken und ihren Feinheiten voll zur Geltung. Allseitiger Beifall wurdfe Hanny Meyer zuteil, die in zwei ansprechenden Novellen: »Bis über das Grab hinaus!« und »Wahre Liebe« sich in ihrer ganzen Eigenart zeigte. Die satirischen Gedichte: »Gesellschaft«* und »Spatzenpolitik« sowie das sächsische »De Masgenzeid« von Helene Wagner verfehlten auch diesmal die gewohnte Wirkung nicht und erweckten allgemeine Heiterkeit. Die im Verein schon wiederholt und gern gehörte Sängerin Ilse Mellerup erfreute mit dem prächtigen Gesang der Lieder: »Du tiefe Ruh« von Smigelski, »Liebesfeier« von Weingartner und »Heimliche Aufforderung« von Strauß, am Klavier feinsinnig begleitet von Fräulein Steindorf. Mit dem einaktigen Drama »Knabenehre« verstand es Martha Kupfer*, die aufmerksam folgenden Zuhörer in Spannung zu halten, so daß ihr reicher Beifall gespendet wurde. Einen besonderen Genuß bot die bekannte und beliebte Sängerin Ella Hilarius-Stepinski. Mit einer Reihe Liedern, von denen »Die Nachtigall von Alabieff« besonders hervorgehoben zu werden verdient, riß sie die Anwesenden zu nicht endenwollendem Beifall hin. Die Liederbegleitung füllte Hanna Waldenburger mit verständnisvoller Anpassung aus.

Aus: Leipziger Hausfrau, Praktische Wochenschrift für Hauswirtschaft und Mode, Handarbeiten und Unterhaltung vom 22. April 1914
* vertreten in »Dichtung und Prosa von Leipziger Frauen«, Leipzig, Verlag von Otto Nuschke, 1914

1914–1918

Wohnung: Schletterstraße 18

1918–1920

Wohnung: Hospitalstraße 18, II. (jetzt Prager Straße)

Lene Voigt (1891–1962) mit ihrem Sohn Alfred (1919–1924), um 1920.1919

10. September Geburt des Sohnes Alfred

1920

23. September: Scheidung von Friedrich Otto Voigt

1920–1925

Wohnung: Nostitzstraße 51 (jetzt Reichpietschstraße)

Erste Nennung in »Kürschners Literatur-Kalender«:

Voigt, Frau Lene ASV (= Allgemeiner Schriftstellerverein), Skizzen, Satiren, sächs. Dialektdichtg. Leipzig-Reudnitz, Nostitzstraße 51

1924

6. Februar: Tod des Sohnes Alfred

1925

»Säk’sche Balladen« (I)

»Säk’sche Balladen«.
Ich habe mich schon einmal über Lene Voigt krank gelacht, als sie ihre »Säk’schen Glassigger« in die Welt setzte. Wieder muß ich ihr eine Arztrechnung zuschicken. Denn hier gibt’s Zwerchfellmassage ersten Rangs. Z.B. ist das »Dr Zauwerlährling« – ich glaube bestimmt, daß auch Goethe, dem ja der sächsische Dialekt auch nicht unbekannt war, Lene Voigt im stillen Verständnis die Hand gedrückt hätte. Warum? Weil er ein offenes Auge hatte – wie Lene Voigt. Mag auch der Vergleich zwischen Wolfgang und Lene etwas hinken, Lene wird nicht gleich den Größenwahn kriegen, sondern uns so gesund und munter erhalten bleiben, um uns noch ein paar solcher unvergänglicher Perlen zu bescheren, wie dieses Buch, das eine Wunder-Arznei ist, – wenn man sie einzunehmen versteht.

Aus: Leipziger Neueste Nachrichten, 22. Oktober 1926

»Säk’sche Glassigger« (I)

»Säk’sche Glassigger«.
Edwin Bormann, der Klassiker des sächsischen Dialekts, ist nicht tot; in Lene Voigt gebiert er fortzeugend Neues! Wer die Psyche des Sachsen kennt – der Referent stammt selbst vom Pleißestrand –, wer sein Ohr für die – hm – »Melodie« des sächsischen Dialekts hat, der muß angesichts dieser wahrhaft köstlichen Parodien einfach kapitulieren. Muß sich vor Lachen schütteln! Und wenn einer einigermaßen den Dialekt so beherrscht, daß er sächsisch einwandfrei sprechen kann (was gar nicht so einfach ist), so soll er diese Perlen erfrischendsten Humors vortragen – ein Beifall ohnegleichen ist ihm sicher. (»Da bleibt gee Ooge droggn«). »Odello«, »Gabale und Liewe«, »Saffo«, »De Reiwr« – bekannte Gestalten, die sich eine kleine Verzerrung im sächsischen Hohlspiegel gefallen lassen mußten. Und Lene Voigt ist ein geschickter Manager dieser Lachkabinetts.

Aus: Leipziger Neueste Nachrichten, 9. August 1926

1926–1928

Voigt, Frau Lene(Ps. Lenka Sirotek), Humoristika in Vers und Prosa, Leipzig, Wohnung: Oststraße 104 (angegebene Wohnstätte in »Kürschners Literatur-Kalender«)

»Säk’sche Balladen« (2)

Wohnung: Frankfurter Straße 49, IV. Etage (heute: Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee, vis a vis Straßenbahnhof Angerbrücke)

1927

»Mally der Familienschreck«

»Mally der Familienschreck«
Das neueste Buch von Lene Voigt – der Werdegang eines lustigen Mädels – dürfte besonders Frauen interessieren. In allerliebster Kleinmalerei wird eine ehrbare Familie auf’s Korn genommen, deren Sprößling »Mally« sich vor den Blicken des Lesers in höchst launiger Schilderung »entwickelt«. Mehr wollen wir aber nicht verraten. Man lese und lache!

In: Der germütliche Sachse, 8/1928

Ein Urteil!
Lene Voigt bietet uns ein humorvolles Buch unter dem Titel »Mally der Familienschreck«. Diesmal aber in Hochdeutsch; und auch in Hochdeutsch zeigt sie sprudelnde Laune. Sie schildert den Werdegang eines frischen, fidelen Mädels unter spießerlichen Eltern und dazugehörigen Verwandten. Es ist ergötzlich genug, die fesche Mally an sich vorüberhopsen zu sehen.

In: Der Hamburger Anzeiger, 30. Juli 1927

1928

»Mir Sachsen – Lauter gleenes Zeich zum Vortragen« (I)

Mir Sachsen
Wer sich für den köstlichen Humor unserer Nachbarn im unmittelbaren Westen interessiert, wer zu den Freunden der unübertrefflichen Lene Voigt zählt, wer einmal ein paar Stunden die Sorgen des Alltags wirklich vergessen und dafür Stunden des ungetrübten Humors eintauschen will, wer buchstäblich einmal platzen möchte vor Lachen, der möge sich dieses Buch zulegen. Im Freundeskreise einige dieser Sachen vorgetragen, machen gewiß jeden zum Liebling der Gesellschaft.

In: Görlitzer Nachrichten und Anzeiger, 19. Oktober 1928.

»Mir Sachsen – Lauter gleenes Zeich zum Vortragen« (II)
Lene Voigt kann neben Hans Reimann bestehen. Sie ist eine kleine Meisterin der sächsischen Schnurre; sie verfügt über einen angeborenen Mutterwitz, der niemals gequält, immer schlagend ist. Ein Stückchen wie »Gatznjammer nach dem Urloob« mit dem zutreffenden Schluß: »Hätt’ mr uns doch wo vergrochen, wo mer nich zu finden sin!« kann einem eine Viertelstunde lustiges Schmunzeln einbringen. Und solche ähnlichen Stellen gibt’s mancherlei in dem Bändchen. »Die Gogosbalme« dürfte poulär werden, ebenso das Lied vom Gaggau. Sehr gut beobachtet sind die Dinge, die ein Stück Leipziger Kleinbürgerwelt famos charakterisieren. Und die Kindtaufsrede des Herrn Griemelchen ist »zum Schmeißen«, um im Milieu zu bleiben

In: Sächsische Staatszeitung, 16. Dezember 1930

»Säk’sches Gemiese – Geleitwort von Lene Voigt«

1929–1934

Bremen

1932

»In Sachsen gewachsen«

1933

»Die sächsische Odyssee«

Voigt, Frau Lene Humoristika in Vers und Prosa, Bremen, Auf den Häfen 99 (angegebene Wohnung in »Kürschners Literatur-Kalender«)

Wohnung: Osterdeich 99

Wohnung: Contrescarpe 125

Vom Pleißestrand nach Helgoland1934

Lübeck

Wohnung: Hansestraße 39, 2. Etage

»Vom Pleißestrand nach Helgoland. Ein lustiges Reisebild«

1935–1936

Flensburg

Wohnung: Friesische Straße 105

»Leibzcher Lindenblieten«

1937

München

Wohnung: Georgenstraße 37, 1. Etage

Wohnung: Stettnerstraße 37 b. Sigle

1938

Hamburg

Wohnung: Moortwiete 62

1938

Berlin

Wohnung: Nähe Uhlandstraße/Kurfürstendamm (genaue Anschrift nicht zu ermitteln, da Unterlagen beim Berliner Magistrat durch Kriegseinwirkung verlorengegangen)

Lene Voigt am Klavier1940

Leipzig

Wohnung: Sophien Staße (jetzt Shakespearestraße, bei Pönitz dort gemeldt seit 1934)

Arbeit als Buchhalterin im Verlag Lange & Meuche

1947

Wohnung: Chemnitzer Straße 50 (Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie Leipzig-Dösen)

Ein besonderes Erlebnis in der Zweigstelle Dösen war für mich das Zusammentreffen mit Lene Voigt. Diese sächsische Mundartdichterin war im »Dritten Reich« in die Heilanstalt Dösen eingewiesen worden. Dort gab es ursprünglich nur die psychiatrische Abteilung; später kamen die Stationen der Kinder- und Hautklinik hinzu; außerdem gab es eine chirurgische Abteilung. Nach dem Krieg blieb Lene Voigt freiwillig im Krankenhaus und arbeitete als Kontoristin dort. Zahlreiche Gedichte hatte sie schon veröffentlicht, die alle den Mikrokosmos des kleinen Mannes spitzbübisch und nachdenklich zum Gegenstand haben. Daneben hat sie auch zahlreiche Gedichte von Schiller und Goethe ins Sächsische übertragen –, nein, nicht übertragen, sondern mit dem ihr eigenen Humor geändert oder ergänzt. Nach bitterem Leben – sie war 64 Jahre, als ich sie kennenlernte – sprudelten noch einmal tiefsinnige Gedichte aus ihr hervor, die sie mir später aufschrieb und handgeschrieben schenkte, als wir uns mehrfach in der Kinderklinik Dösen trafen. Ich schenkte später diese etwa 100 Seiten Autographen dem Archiv der Lene-Voigt-Gesellschaft in Leipzig (1998).
Aus: Wilhelm Johannes Oehme: Fünf Epochen und ein Medizinerleben. Als Kinderarzt in Leipzig, Marburg und Braunschweig. Berlin, Frieling 1999, S. 50.

1962

Tod am 16. Juli. Letzte Adresse: Chemnitzer Straße 50.


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